10.06.2022: Gefangen in der Überwachungsgesellschaft?

Mit welchem Ausmaß und welcher Intensität die Nutzung insbesondere persönlicher Daten seit der Jahrtausendwende zugenommen hat, ist unvergleichlich: Während von staatlicher Seite spätestens seit dem 11. September 2001 regelmäßig neue digitale Überwachungsinstrumente entworfen werden – und Bürger:innen mehr und mehr das Grundrecht abgesprochen werden soll, vertraulich zu kommunizieren, erfindet die datengetriebene Privatwirtschaft scheinbar immer neue und ausgeklügelte Methoden, um Verbraucher:innen in ihre digitalen Netzwerke einzuspannen und von ihnen abhängig zu machen. Wo früher noch mit „Big Brother“ der Staat gemeint war, ist der Big Brother mittlerweile allgegenwärtig und umfasst auch die privatwirtschaftliche Überwachung. Eine „Überwachungsgesamtrechnung“, die bislang vornehmlich für sicherheitsbehördliche Überwachungsmaßnahmen gefordert wurde, muss deshalb auch die Überwachungsaktivitäten der Privatwirtschaft umfassen. Die seit längerem gewachsene Erkenntnis, dass sich heute niemand mehr wirklich in „Datenaskese“ begeben kann, weicht zunehmend dem Bewusstsein, dass sich mit Beginn des neuen Jahrzehnts der 2020er-Jahre niemand mehr wirklich seinem Status als „gläserner Bürger“ gegenüber öffentlicher Hand und Privatwirtschaft zu entziehen vermag. Doch was kann man dagegen tun, und welche Lösungen stehen uns mit unseren datenschutzrechtlichen Instrumentarien vielleicht doch noch zur Verfügung? Oder sind wir mittlerweile „überempfindlich“, wenn es um den Schutz unserer Daten geht, wo wir doch am Wirtschafts- und Sozialleben aktiv teilhaben wollen? Kann man die informationelle Selbstbestimmung als ein Konzept der frühen 1980er-Jahre überhaupt noch als zeitgemäß ansehen? Über diese und weitere relevante Fragen wollen wir uns im Rahmen der EAID-Diskussionsveranstaltung „Gefangen in der Überwachungsgesellschaft?“ mit den Panelisten und interessierten Zuhörer:innen gemeinsam austauschen.

10.6.2022, vor Ort in Berlin in der Europäischen Akademie (EAB), Bismarckallee 46/48, 14193 Berlin

Moderation: Prof. Dr. Dennis-Kenji Kipker, 15-18 Uhr, Panelisten:

Alfred Bindels, Abteilungsleiter Verfassungs-, Verwaltungs-, Europa- und Völkerrecht im Bundesministerium der Justiz

Prof. Dr. Alexander Roßnagel, Hessischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit

Dr. Ulf Buermeyer, LL.M., Vorsitzender und Legal Director der Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V.

Rena Tangens, Gründungsvorstand von Digitalcourage e.V., Künstlerin und Laudatorin der BigBrotherAwards

Michael Neuber, Government Affairs and Public Policy Manager, Google Germany

Link zum Tagungsbericht von Dr. Alexander Dix